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Release
(2003) 152
4 Dec. 2003 |
Kommuniqué
Treffen des Nordatlantikrats auf Ebene der Außenminister
im NATO-Hauptquartier zu Brüssel
am 4. Dezember 2003
- Zum Zeitpunkt unseres heutigen Treffens ist die NATO aktiv damit
befasst, durch ihre Operationen den Frieden zu wahren, durch ihre Partnerschaften
Stabilität zu projizieren und unsere Wertegemeinschaft durch die
größte Erweiterungsrunde in unserer Geschichte zu verstärken.
Die Nordatlantische Allianz bleibt die Grundlage für unsere kollektive
Verteidigung und das essentielle transatlantische Forum für Sicherheit.
Wir haben heute eine Bestandsaufnahme der laufenden Transformation der
NATO vorgenommen, die zum Ziel hat, den Bedrohungen und Herausforderungen
des 21. Jahrhunderts für die Sicherheit unserer Bevölkerungen,
unserer Länder und unserer Streitkräfte zu begegnen, wo immer
solche Bedrohungen und Herausforderungen ihren Ursprung haben; mit Blick
auf unser Gipfeltreffen in Istanbul im Juni nächsten Jahres haben
wir Weisung für die noch zu erledigende Arbeit erteilt.
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Bis zum Zeitpunkt des Istanbuler Gipfels werden wir sieben neue
Mitglieder in unserem Bündnis begrüßen können
und so die Sicherheit für alle im euro-atlantischen Raum festigen.
Wir freuen uns, dass unsere Kollegen aus diesen Ländern, die
sich diesem Kommuniqué anschließen, an unserem heutigen
Treffen teilnehmen. Der formelle Beitritt der neuen Mitglieder zum
Bündnis findet statt, sobald der Ratifizierungsprozess abgeschlossen
ist. Wir begrüßen den bedeutenden Beitrag, den die zur
Mitgliedschaft eingeladenen Länder bereits jetzt zu unserer Sicherheit
leisten, ebenso wie die Fortschritte, die sie in ihren Reformbemühungen
erzielt haben, und wir ermutigen sie, diesen Weg weiter zu beschreiten.
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Wir lehnen den Terrorismus kategorisch ab und verurteilen ihn in
all seinen Erscheinungsformen. Wir sprechen allen Opfern des Terrorismus
unser Mitgefühl aus und stehen in fester Solidarität zu
unseren Bündnispartnern, die zur Zielscheibe des Terrorismus
geworden sind. Die NATO ist entschlossen, alle ihr zur Verfügung
stehenden Mittel zu nutzen und uneingeschränkt mit anderen internationalen
Organisationen sowie ihren Partnern im Kampf gegen dieses Übel
zusammenzuarbeiten. Wir begrüßen die Fortschritte, die
in der Umsetzung des auf dem Prager Gipfel gebilligten Maßnahmenpakets
bereits erzielt worden sind, um die Fähigkeit der NATO zu verbessern,
auf den Terrorismus zu reagieren und die jüngst erfolgte Einsetzung
einer Ständigen Arbeitseinheit zur Nachrichtengewinnung über
die Bedrohung durch den Terrorismus. Die NATO-Operation 'Active Endeavour'
leistet weiter einen bedeutenden Beitrag im Mittelmeer zum Kampf gegen
den Terrorismus, im Zusammenwirken mit der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation;
diese Operation hat mit dazu beigetragen, durch maritime Überwachungseinsätze
gegen den Terrorismus und durch Boarding-Einsätze im östlichen
Mittelmeer sowie durch das sichere Geleit designierter Schiffe aus
Bündnisstaaten durch die Straße von Gibraltar ein Sicherheitsumfeld
zu wahren.
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In Afghanistan führt das Bündnis jetzt die VN-mandatierten
Internationalen Streitkräfte zur Förderung der Sicherheit
in Afghanistan (ISAF – International Security Assistance Force).
Diese Operation stellt unsere Bereitschaft unter Beweis, Truppen nach
Entscheidung durch das Bündnis dorthin zu verlegen, wo dies zur
Gewährleistung unserer gemeinsamen Sicherheit angezeigt ist.
Unser Ziel ist es, bei der Entstehung eines geeinten, souveränen
Landes, das fester Bestandteil der internationalen Gemeinschaft ist,
mitzuwirken, unter anderem auch durch die Unterstützung der afghanischen
Übergangsverwaltung bei der Wahrung von Sicherheit und Stabilität
sowie der Durchführung von Wahlen in Übereinstimmung mit
dem Bonner Prozess. Wir haben eine Entscheidung über die schrittweise
Entfaltung von ISAF über Kabul hinaus getroffen, in Übereinstimmung
mit den Resolutionen des VN-Sicherheitsrats, unter anderem auch durch
vorübergehende, nach Umfang und Dauer begrenzte, Verlegungen
für besondere Aufgaben, vorausgesetzt alle militärischen
Bedingungen und Erfordernisse für die Kabul-Mission sind erfüllt.
Wir werden den Umfang solcher besonderen Aufgaben weiter bewerten.
Wir begrüßen Deutschlands Entsendung eines Wiederaufbau-Teams
für die Provinz (PRT – Provincial Reconstruction Team)
nach Kunduz, als Pilotprojekt, im Rahmen von ISAF. In der Erwartung,
dass die Aufstellung zusätzlicher PRTs folgen wird, sind wir
der Ansicht, dass ISAF dazu übergehen könnte, die militärische
Führung über solche PRTs zu übernehmen, wo dies mit
den militärischen Erfordernissen und Fähigkeiten vereinbar
ist. Die Verwirklichung dieser Ziele setzt Konsultationen mit und
Beiträge durch die den Rahmen für solche PRTs bildenden
Nationen und die Bereitstellung der erforderlichen Kräfte und
Mittel voraus, auch für den internationalen Flughafen von Kabul.
Wir werden den NATO-Beitrag zu den Stabilisierungsbemühungen
in Afghanistan regelmäßig überprüfen. Es ist
erforderlich, die enge Abstimmung und Zusammenarbeit zwischen ISAF
und der Operation "Enduring Freedom" und ebenfalls mit der
nationalen afghanischen Armee sicherzustellen. Unsere Streitkräfte
müssen gleichfalls eng mit der VN-Unterstützungsmission
für Afghanistan und anderen internationalen Organisationen vor
Ort zusammenarbeiten, einschließlich der Europäischen Union.
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Wir erteilen dem Ständigen NATO-Rat den Auftrag, für den
Gipfel in Istanbul eine umfassende Strategie für das Engagement
der NATO in Afghanistan, in enger Konsultation mit anderen internationalen
Organisationen und der afghanischen Übergangsverwaltung zu entwickeln.
Wir begrüßen die Ernennung von Herrn Hikmet Çetin
aus der Türkei zum Hochrangigen Zivilen Repräsentanten der
NATO in Afghanistan.
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Das Bündnis unterstützt Polen weiterhin in der Führung
einer multi-nationalen Division im Irak. Der Nordatlantikrat wird
den NATO-Beitrag zu den Stabilisierungsbemühungen regelmäßig
überprüfen. Wir begrüßen die Annahme der Resolution
1511 des VN-Sicherheitsrats zum Irak und setzen uns für ihre
vollständige Umsetzung ein, um stabile und sichere Bedingungen
im Land wiederherzustellen und dem irakischen Volk die Regierungsverantwortung
und –gewalt zurückzugeben. Dazu begrüßen wir
die Vereinbarung über den Politischen Prozess, die am 15. November
2003 in Bagdad unterzeichnet wurde. Frieden, Stabilität und Wiederaufbau
im Irak haben weiter eine hohe Priorität.
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Das Sicherheitsumfeld in der strategisch wichtigen Balkanregion
ist stabil, bleibt aber anfällig. Wir bekräftigen unsere
Bereitschaft zur Unterstützung der territorialen Integrität
und Souveränität aller Balkanstaaten. Wir wollen, dass Stabilität
und Frieden in der Region dauerhaft Bestand haben.
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Unsere Einsätze auf dem Balkan entwickeln sich fort. Die verbesserte
Sicherheitslage in Bosnien und Herzegowina erlaubt eine weitere Reduzierung
von SFOR zum kommenden Frühjahr. In den nächsten Monaten
werden die Bündnismitglieder Optionen zur zukünftigen Stärke
und Struktur von SFOR einer Beurteilung unterziehen, einschließlich
der möglichen Beendigung von SFOR bis Ende 2004, des Übergangs
möglicherweise auf eine neue EU-Mission im Rahmen der Berlin-Plus-Vereinbarungen
und auf ein neues NATO HQ Sarajewo. Wir erteilen dem Ständigen
NATO-Rat und den NATO-Militärbehörden den Auftrag, sich
mit ihren in der EU für Bosnien und Herzegowina zuständigen
Ansprechpartnern in Übereinstimmung mit den vereinbarten Dokumenten
und Verfahren sowie im Rahmen von Berlin-Plus zu konsultieren. Wir
werden uns, wo angezeigt, mit allen anderen betroffenen Parteien,
einschließlich der Behörden von Bosnien und Herzegowina,
konsultieren.
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Im Kosovo bleibt die KFOR-Präsenz weiterhin von essentieller
Wichtigkeit. Wir begrüßen den Vorschlag der Kontaktgruppe,
einen Termin für die Überprüfung von Fortschritten
im Kosovo zur Erfüllung international gebilligter Normen festzulegen.
Der weitere Weg, hin zu einem Prozess zur Bestimmung des zukünftigen
Status des Kosovo, in Übereinstimmung mit der Resolution 1244
des VN-Sicherheitsrats, wird vom Ausgang dieser umfassenden Überprüfung
abhängen. Wir ermutigen alle Beteiligten, konstruktiv auf die
Erfüllung der vereinbarten Normen hinzuarbeiten und die Anstrengungen
des Sonderbeauftragten des VN-Generalsekretärs, Herrn Harri Holkeri,
zu unterstützen. Der direkte Dialog zwischen Belgrad und Pristina
in praktischen und beide Seiten berührenden Fragen bleibt springender
Punkt und unverzichtbarer Bestandteil der Politik der internationalen
Gemeinschaft, wonach "Normen Vorrang vor der Statusfrage"
haben; wir ermutigen Belgrad und Pristina, ihren Dialog in gutem Glauben
zu führen.
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Wir engagieren uns, um den Balkanstaaten dabei zu helfen, sich voll
in euro-atlantische Strukturen zu integrieren. Wir regen die regionale
Zusammenarbeit unter den Balkanstaaten an. Wir erwarten von ihnen,
dass sie die dringenden Reformen selbst anpacken und umsetzen. Sie
müssen ihren internationalen Verpflichtungen uneingeschränkt
nachkommen, unter anderem auch durch die rückhaltlose Zusammenarbeit
mit dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien
(IStGHJ), besonders dadurch, dass sie in Übereinstimmung mit
der Resolution 1503 des VN-Sicherheitsrats alle vom IStGHJ angeklagten
Personen seiner Gerichtsbarkeit überstellen, insbesondere Radovan
Karadzic und Ratko Mladic sowie Ante Gotovina.
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Wir appellieren an die Regierung und alle politischen Akteure in
der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien*, weiter auf die
vollständige Umsetzung der Vereinbarung von Ohrid hinzuarbeiten.
Die NATO-Unterstützung der EU-Operation 'Concordia' hat erfolgreich
die Wirksamkeit der Berlin-Plus-Vereinbarungen unter Beweis gestellt.
Die NATO hat ihren ersten Prozess zur Auswertung von Erfahrungen durchgeführt
und wird gemeinsam mit der EU einen Prozess zur Auswertung der Erfahrungen
einleiten.
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Wir ermutigten Albanien, Kroatien und die ehemalige jugoslawische
Republik Mazedonien*, die Reformen voranzubringen, die zur Verbesserung
ihrer Chancen auf Mitgliedschaft in der NATO erforderlich sind. Wir
wünschen, dass sie hierbei erfolgreich sind und werden ihre Reformbestrebungen
durch den Prozess des Aktionsplans zur Mitgliedschaft weiter unterstützen.
Wir bekräftigen, dass die gegenwärtige Erweiterungsrunde
nicht die letzte sein wird und dass die Tür zur NATO offen bleibt.
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Wir anerkennen die Fortschritte, die Bosnien und Herzegowina sowie
Serbien und Montenegro in ihren Anstrengungen erzielt haben, um sich
der Partnerschaft für den Frieden (PfP) anzuschließen,
begrüßen die substantiellen Fortschritte in ihrer Verteidigungsreform
und werden beiden Ländern weiterhin helfen, die Bedingungen der
NATO für eine PfP-Mitgliedschaft zu erfüllen. Wir freuen
uns darauf, sie als PfP-Mitglieder begrüßen zu können,
sobald sie die Bedingungen des Bündnisses erfüllt haben,
einschließlich der uneingeschränkten Zusammenarbeit mit
dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien
(IStGHJ), insbesondere in der Ergreifung und Überstellung der
wegen Kriegsverbrechen angeklagten Personen an den Gerichtshof. Wir
appellieren an beide Länder, das Istanbuler Gipfeltreffen als
realistisches Ziel ins Auge zu fassen, um die verbleibenden Bedingungen
noch zu erfüllen. Wir werden die Fortschritte beider Länder
zu ihrem möglichen PfP-Beitritt noch vor dem Istanbuler Gipfel
bewerten.
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Wir erteilen dem Ständigen NATO-Rat den Auftrag, die NATO-Strategie
für den Balkan unter Einbeziehung sowohl politischer als auch
einsatzrelevanter Aspekte bis zum Istanbuler Gipfel zu überprüfen
und weiter zu entwickeln.
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Die NATO und die Europäische Union haben gemeinsame strategische
Interessen, und wir setzen uns weiterhin mit Nachdruck dafür
ein, unsere Zusammenarbeit zu erweitern. Seit unserem letzten Treffen
sind in der NATO-EU-Zusammenarbeit konkrete Fortschritte erzielt worden,
und sie entwickelt sich konstruktiv weiter. Wir haben einen konzertierten
Ansatz für den westlichen Balkan vereinbart. Wir sehen der weiteren
substanziellen Zusammenarbeit mit der Europäischen Union, auch
über die Berlin-Plus-Vereinbarungen, erwartungsvoll entgegen.
Im November wurde eine gemeinsame Krisen-Management-Übung der
NATO und der EU erfolgreich durchgeführt. NATO-EU-Konsultationen
und die Zusammenarbeit in gemeinsamen Interessensbereichen der Sicherheit,
der Verteidigung und des Krisen-Managements, wie zum Beispiel die
Bekämpfung des Terrorismus, sich gegenseitig verstärkende
Fähigkeiten sowie die zivile Notfallplanung, wurden intensiviert
und werden weiter entwickelt. Wir erteilten dem Ständigen NATO-Rat
den Auftrag, die Frage zu prüfen, wie die strategische Partnerschaft
zwischen der NATO und der EU bis zum Gipfel in Istanbul weiter verstärkt
werden kann, auf der Grundlage der zwischen unseren beiden Organisationen
getroffenen Vereinbarungen, unter anderem auch durch gezielte Konsultationen
mit der EU, unter Achtung der Autonomie beider Organisationen und
im Geiste der Offenheit. Die NATO und die EU könnten ebenfalls
gemeinsam ein Seminar zum Thema Terrorismus ausrichten.
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Die Partnerschaften der NATO, die in hohem Maße zu Sicherheit
und Stabilität im gesamten euro-atlantischen Raum beitragen,
sind immer wertvoller und wichtiger. In den zehn Jahren ihres Bestehens
hat sich die Partnerschaft für den Frieden als ein immer wirksameres
Instrument für die Zusammenarbeit in vielen Bereichen erwiesen,
wie zum Beispiel in Friedenseinsätzen und im Kampf gegen den
Terrorismus. Der Istanbuler Gipfel muss auf den in Prag erzielten
Fortschritten aufbauen und die Partnerschaft für den Frieden
neu ausrichten, um die Dimensionen nach Abschluss der Erweiterung
sowie die Ausrichtung unseres Bündnisses auf neue Bedrohungen
zu reflektieren. Wir haben daher dem Ständigen NATO-Rat den Auftrag
erteilt, Vorschläge zur weiteren situationsgerechten Anpassung
der Partnerschaft zu erarbeiten und dabei Schlüsselthemen sowie
individuelle Erfordernisse und Fähigkeiten von Partnern aufzugreifen,
Verteidigungsreformen zu fördern, die den Weg für militärische
Transformation und Interoperabilität bereiten, und regionale
Kooperation sowie gegenseitige Unterstützung zu erweitern. In
diesem Kontext wird der Ständige NATO-Rat die Frage untersuchen,
ob und wie selektive Partnerschaftsaktivitäten von Fall zu Fall
für andere Länder geöffnet werden können, die
möglicherweise ein Interesse an einer solchen Beteiligung zum
Ausdruck bringen. Diese neuen Maßnahmen ermöglichen eine
konzentriertere und tiefergehende praktische Zusammenarbeit. Wir stimmen
darin überein, die strategisch wichtigen Regionen Kaukasus und
Zentralasien mit besonderem Schwerpunkt zu unterstützen.
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Die Sicherheit im euro-atlantischen Raum ist eng mit der Sicherheit
und Stabilität im Mittelmeer verbunden. Wir zählen auf zusätzliche
Fortschritte, die über die seit dem Prager Gipfel bereits gezeitigten
Entwicklungen hinausgehen, um den Mittelmeerdialog weiter aufzuwerten.
Wir erteilen dem Ständigen NATO-Rat den Auftrag, Mittel und Wege
zu prüfen, um unsere Beziehung zu allen Partnern am Mittelmeerdialog
zu erweitern, indem in Absprache mit ihnen bis zum Gipfel in Istanbul
Optionen erarbeitet werden, um einen anspruchsvolleren und erweiterten
Rahmen für den Mittelmeerdialog zu entwickeln. Durch diese Initiative
wird die Zusammenarbeit in einer Reihe von Feldern real verbessert;
so unter anderem auch in der Verteidigungsreform und der Frage der
Interoperabilität und durch die Berücksichtigung von Instrumenten
nach dem PfP-Modell; so werden weitere Partnerschaftsaktivitäten
fallweise auch für Partner am Mittelmeerdialog geöffnet.
Unsere Anstrengungen werden andere Mittelmeerinitiativen ergänzen
und verstärken, einschließlich der Initiativen der Europäischen
Union sowie der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit
in Europa (OSZE).
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Der NATO-Russland-Rat (NRR), in dem die Mitgliedsländer der
NATO und Russland als gleichberechtigte Partner in gemeinsamen Interessenbereichen
zusammenarbeiten, leistet weiterhin wertvolle Beiträge zur Sicherheit
im gesamten euro-atlantischen Raum. Unser politischer Dialog zu Schlüsselfragen
der Sicherheit, einschließlich Afghanistan und Balkan, hat sich
weiter entwickelt. Unsere praktische Zusammenarbeit hat eine neue
Stufe erreicht und bezieht Projekte auf militärischer Ebene ein;
und durch unsere Schwerpunktbildung auf Verbesserung der Interoperabilität
haben wir gleichzeitig das Fundament für die zukünftige
militärische Zusammenarbeit gelegt, möglicherweise unter
Einbeziehung gemeinsamer Friedenseinsätze. Wir begrüßen
die Fortschritte in vertrauensbildenden Maßnahmen in nuklearbezogenen
Fragen und im sicheren Umgang mit nuklearem und radiologischem Material.
Wir stehen vor der Billigung eines ehrgeizigen Arbeitsprogramms für
2004. Wir wollen diese Fortschritte weiter ausbauen und die Beziehungen
zwischen der NATO und Russland noch weiter fassen.
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Wir engagieren uns weiter für ein stärkeres Verhältnis
zwischen der NATO und der Ukraine nach Maßgabe der Charta über
eine ausgeprägte Partnerschaft und begrüßen die im
letzten Jahr erzielten Fortschritte in der Umsetzung des NATO-Ukraine-Aktionsplans
und der Zielvereinbarung der Ukraine für das Jahr 2003. Wir erwarten
die konkrete Umsetzung der Zielvereinbarung für 2004, einschließlich
der Durchführung freier und gerechter Präsidentschaftswahlen,
Verbesserungen in der Freiheit der Medien, verstärkte Rüstungsexportkontrollen
sowie Fortschritte in der Überprüfung des Verteidigungsbereichs
und ihrer Finanzierung. Wir ermutigen die Ukraine, alle Reformen weiterzuführen,
die zum Erreichen ihrer Zielsetzung einer vollständigen Integration
in euro-atlantische Strukturen erforderlich sind; wir werden weiterhin
aktiv alle möglichen Optionen prüfen, um die Ukraine bei
diesen Anstrengungen zu unterstützen.
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Wir verfolgen aufmerksam die Entwicklungen in Georgien. Wir appellieren
an die Behörden Georgiens, freie und faire Wahlen abzuhalten,
wie für Januar des nächsten Jahres geplant. Wir unterstützen
die Unabhängigkeit, Souveränität und territoriale Integrität
Georgiens. Unsere Allianz tritt weiterhin für die Entwicklung
einer Partnerschaft mit Georgien ein, unter Einbringung aller Partnerschaftsinstrumente.
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Die Politik des Bündnisses der Förderung der Rüstungskontrolle,
Abrüstung und Nichtverbreitung spielt auch in Zukunft eine bedeutende
Rolle bei der Verwirklichung der Sicherheitsziele unserer Allianz;
dies schließt die Verhinderung der Weitergabe und Verwendung
von Massenvernichtungswaffen und ihrer Einsatzmittel ein. Wir unterstreichen
die Wichtigkeit der Einhaltung, vollständigen Umsetzung und Stärkung
bestehender internationaler Rüstungskontroll- und Abrüstungsverträge
sowie multilateraler Nichtverbreitungs- und Exportkontrollregime.
Der baldige Beitritt aller zur Mitgliedschaft eingeladenen Länder
zu allen einschlägigen bestehenden Nichtverbreitungsregimen könnte
in diesem Zusammenhang eine positive Rolle spielen. Wir unterstreichen
insbesondere unser Engagement zur Stärkung des Nichtverbreitungsvertrags,
dem herausragenden Nichtverbreitungs- und Abrüstungsmechanismus,
und zur Gewährleistung seiner uneingeschränkten Einhaltung
durch alle Vertragsstaaten. Wir werden ebenfalls unsere gemeinsamen
Anstrengungen zur Absicherung von nuklearem und radiologischem Material
verstärken.
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Das Bündnis unterstützt die Ziele der "Proliferation
Security Initiative" (Initiative zur Sicherstellung der Nichtverbreitung
von Massenvernichtungswaffen), um eine besser abgestimmte und effektivere
Grundlage zu schaffen, den Transport von Massenvernichtungswaffen,
Trägersystemen und damit zusammenhängender Materialien,
von und zu staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren, die Anlass zur
Sorge geben, dass sie diese weiterverbreiten, zu verhindern und zu
stoppen, und zwar in Übereinstimmung mit nationalen rechtlichen
Befugnissen sowie geltendem Völkerrecht und internationalen Rahmenvereinbarungen,
einschließlich des VN-Sicherheitsrats.
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Wir betrachten den Schutz der Zivilbevölkerung als eine dauerhafte
Verpflichtung. Wir begrüßen die Fortschritte in der Umsetzung
des Aktionsplans für die zivile Notfallplanung zur Verbesserung
der Vorbereitung des zivilen Sektors auf mögliche Terroranschläge
gegen die Zivilbevölkerung, bei denen chemische, biologische
und radiologische Stoffe zum Einsatz kommen. Wir erwarten die vollständige
Umsetzung des Plans, um den Stand der nationalen Vorbereitung und
die Reaktionsmöglichkeiten auf zivile Notfälle zu erhöhen.
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Wie wir beharrlich erklärt haben, bleiben wir dem KSE-Vertrag
verpflichtet, als dem Eckpfeiler für Sicherheit in Europa und
bekräftigen unser Festhalten am baldigen Inkrafttreten des angepassten
Vertrags. Wir erinnern daran, dass die Erfüllung der noch offenen
Istanbuler Verpflichtungen zu Georgien und Moldau die Voraussetzungen
dafür schaffen werden, dass die Bündnisländer und andere
Vertragsstaaten die Ratifizierung des angepassten KSE-Vertrags voranbringen
können. Wir begrüßen die Haltung derjenigen Nicht-KSE-Staaten,
die ihre Absicht bekundet haben, um Beitritt zum angepassten KSE-Vertrag
mit dessen Inkrafttreten zu ersuchen. Ihr Beitritt würde ein
wichtiger weiterer Beitrag zu Sicherheit und Stabilität in Europa
sein.
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Wir drängen auf eine zügige Lösung der noch offenen
Fragen zwischen Georgien und Russland, wie sie in ihrer gemeinsamen
Erklärung von Istanbul vom 17. November 1999 festgelegt sind
und appellieren dazu an die Parteien, Verhandlungen auf entsprechend
hoher Ebene wieder aufzunehmen. Wir nehmen den Fortschritt zur Kenntnis,
der beim Abzug russischer Streitkräfte aus Moldau im ersten Halbjahr
2003 erzielt wurde. Wir bedauern, dass dieser Fortschritt nicht weitergeführt
wurde und dass die im Rahmen der OSZE vereinbarte Terminverlängerung
auf den 31. Dezember 2003 nicht eingehalten werden wird. Es ist von
essentieller Wichtigkeit, dass die Anstrengungen intensiviert werden,
um den Abzug Anfang 2004 zum Abschluss zu bringen. Wir werden diesen
Prozess über die OSZE weiter fördern.
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Auf der Grundlage der im Washingtoner Vertrag festgelegten und dauerhaft
geltenden Prinzipien demonstriert die NATO heute unser Eintreten für
den Multilateralismus, und zwar durch erfolgreiches Handeln und unser
gemeinsames Bekenntnis zu: der transatlantischen Bindung; den grundlegenden
Sicherheitsaufgaben der NATO, einschließlich der kollektiven
Verteidigung; unseren gemeinsamen demokratischen Werten; und der Charta
der Vereinten Nationen. Zum Zeitpunkt unserer Vorbereitung auf den
Gipfel in Istanbul beauftragen wir den Ständigen NATO-Rat, die
Konsultationen zu den Herausforderungen und Bedrohungen, vor die sich
die NATO gestellt sieht, zu intensivieren und dabei die Frage zu untersuchen,
wie diesen am besten zu begegnen ist.
- Wir messen der Umsetzung von Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz
und Effektivität in der Organisation des NATO-Hauptquartiers, unter
anderem durch moderne Management- und Finanzsysteme, ein solides und
transparentes Management für das Neubauprojekt des Hauptquartiers
und durch Verbesserungen in der Gleichstellung der Geschlechter und
Diversität in der Zusammensetzung des Internationalen Stabs der
NATO weiter hohe Priorität bei.
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Wir möchten Lord Robertson of Port Ellen herzlich für
seine Führungsrolle bei der Lenkung der NATO-Transformation danken.
Wir sind überzeugt, dass der neue Generalsekretär, Jaap
de Hoop Scheffer, aufbauend auf dem einzigartigen Erfolg unserer Allianz,
die Entwicklung der NATO weiterführen wird und sagen ihm unsere
uneingeschränkte Unterstützung zu.

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