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Release
(2003)148 1 Dec. 2003 |
Kommuniqué
Treffen des Nordatlantikrats
auf Ebene der Verteidigungsminister
- Der Nordatlantikrat trat am 1. Dezember 2003 zu einem Treffen auf
Ebene der Verteidigungsminister zusammen. Den Verteidigungsministern
und Vertretern der Bündnisstaaten schlossen sich ihre Kollegen
aus den zur Mitgliedschaft im Bündnis eingeladenen Ländern
an.
- Wir befinden uns an einem wichtigen Punkt in der evolutionären
Entwicklung unserer Allianz. Wir unternehmen neue Operationen, entwickeln
bessere Fähigkeiten und stellen uns auf die Aufnahme sieben neuer
Mitglieder ein. Vor diesem Hintergrund der kontinuierlichen Transformation
erörterten wir ein breites Spektrum von Fragen, die uns gleichermaßen
interessieren und befassten uns schwerpunktmäßig mit laufenden
Bündnisoperationen sowie Fragen des Krisen-Managements und den
Fortschritten in der Umgestaltung der militärischen Fähigkeiten
der NATO. Wir erörterten ferner, was es im Verteidigungsbereich
noch vor dem Gipfel in Istanbul zu erreichen gilt und erteilten Weisung
für die dazu erforderliche Arbeit.
- Unsere militärischen Fähigkeiten müssen dazu geeignet
sein, schnell und wirksam nach Entscheidung durch das Bündnis auf
Herausforderungen für unsere Sicherheit reagieren zu können,
ungeachtet wo diese ihren Ursprung finden; dies schließt die Gefahren
durch den Terrorismus ein. Wir haben die wertvolle Arbeit überprüft,
die dazu seit dem Prager Gipfel geleistet worden ist, insbesondere die
Fortschritte in der Aufstellung der NATO-Reaktionskräfte, der Umsetzung
der neuen Kommandostruktur und der Erfüllung der Prager Fähigkeitsverpflichtung.
Das Bündnis hat mit besonderer Aufmerksamkeit von der heute erfolgten
Indienststellung des multinationalen chemischen, biologischen, radiologischen
und atomaren NATO-Abwehrbataillons Kenntnis genommen. Die Erhöhung
der Verlege- und Verwendungsfähigkeit unserer Streitkräfte
ist von essentieller Wichtigkeit, wenn wir unsere operativen Verpflichtungen
weiter erfüllen wollen. Wir haben eine getrennte Erklärung
über unsere Gespräche zu diesen und anderen Aspekten der laufenden
Transformation unserer militärischen Fähigkeiten abgegeben.
- Wir sind allen zu großem Dank verpflichtet, die an NATO-geführten
Operationen teilgenommen haben und sprechen den Familien und liebenden
Angehörigen derjenigen unsere tiefempfundene Anteilnahme aus, die
in Ausübung ihres Dienstes ihr Leben verloren haben. Wir sprechen
ebenso allen Opfern des Terrorismus unser Mitgefühl aus und verurteilen
den Terrorismus mit Nachdruck in all seinen Erscheinungsformen und wo
immer er sich manifestiert.
- In Afghanistan führt das Bündnis jetzt im Rahmen seines
VN-Mandats die Internationalen Streitkräfte zur Förderung
der Sicherheit in Afghanistan (ISAF – International Security Assistance
Force). Diese Operation stellt unsere Bereitschaft unter Beweis, Truppen
nach Entscheidung durch das Bündnis dorthin zu verlegen, wo dies
zur Gewährleistung unserer gemeinsamen Sicherheit angezeigt ist.
Unser Ziel ist es, bei der Entstehung eines geeinten, souveränen
Landes, das fester Bestandteil der internationalen Gemeinschaft ist,
mitzuwirken, unter anderem auch durch die Unterstützung der afghanischen
Übergangsverwaltung bei der Wahrung von Sicherheit und Stabilität
sowie zur Durchführung von Wahlen in Übereinstimmung mit dem
Bonner Prozess. Wir haben eine Entscheidung über die schrittweise
Entfaltung von ISAF über Kabul hinaus getroffen, in Übereinstimmung
mit den Resolutionen des VN-Sicherheitsrats, unter anderem auch durch
vorübergehende, nach Umfang und Dauer begrenzte, Verlegungen für
besondere Aufgaben, vorausgesetzt alle militärischen Bedingungen
und Erfordernisse für die Kabul-Mission sind erfüllt. Wir
werden den Umfang solcher besonderen Aufgaben weiter bewerten. Wir begrüßen
als Pilotprojekt Deutschlands Entsendung eines Wiederaufbau-Teams für
die Provinz (PRT – Provincial Reconstruction Team) nach Kunduz,
im Rahmen von ISAF. In der Erwartung, dass die Aufstellung zusätzlicher
PRTs folgen wird, sind wir der Ansicht, dass ISAF dazu übergehen
könnte, die militärische Führung über solche PRTs
zu übernehmen, wo dies mit den militärischen Erfordernissen
und Fähigkeiten vereinbar ist. Die Verwirklichung dieser Ziele
setzt Konsultationen mit und Beiträge durch die den Rahmen für
solche PRTs bildenden Nationen und die Bereitstellung der erforderlichen
Kräfte und Mittel voraus, auch für den internationalen Flughafen
von Kabul. Wir werden den NATO-Beitrag zu den Stabilisierungsbemühungen
in Afghanistan regelmäßig überprüfen. Es ist erforderlich,
die enge Abstimmung und Zusammenarbeit zwischen ISAF und der Operation
"Enduring Freedom" und ebenfalls mit der nationalen afghanischen
Armee sicherzustellen. Unsere Streitkräfte müssen gleichfalls
eng mit der VN-Unterstützungsmission für Afghanistan und anderen
internationalen Organisationen vor Ort zusammenarbeiten, einschließlich
der EU.
- Unser Bündnis hat unschätzbar wertvolle Beiträge zu
Frieden und Stabilität auf dem Balkan geleistet, und wir setzen
uns weiterhin unvermindert für diese Ziele ein. Angesichts bedeutender
Fortschritte in Bosnien-Herzegowina werden die SFOR-Kräfte bis
zum Juni nächsten Jahres auf die Stärke einer Abschreckungstruppe
von ca. 7.000 Soldaten reduziert. In den kommenden Monaten werden wir
prüfen, wie die Operation weiter anzupassen ist und dabei auch
der Frage ihrer möglichen Beendigung bis Ende 2004 sowie eines
Übergangs, möglicherweise auf eine neue militärische
NATO-Verbindungs- und Beratermission (NATO-Hauptquartier Sarajewo) und
auf eine neue EU-Mission im Rahmen der Berlin-Plus-Vereinbarungen, nachgehen.
In diesem Zusammenhang werden sich die Militärbehörden der
NATO, unter ständiger Unterrichtung des NATO-Militärausschusses,
mit ihren Ansprechstellen der EU zu Bosnien-Herzegowina in Übereinstimmung
mit den vereinbarten Textvorgaben und Verfahren konsultieren.
- Im Kosovo bleibt jedoch ein größerer Truppenverband der
NATO weiterhin von essentieller Wichtigkeit. KFOR wird weiterhin eine
entscheidende Rolle zur Wahrung von Sicherheit und Stabilität spielen.
KFOR wird zwar umstrukturiert, zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber
nicht unter eine Stärke von 17.500 Mann reduziert. Die NATO und
die EU haben einen konzertierten Ansatz für den westlichen Balkan
vereinbart. In der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien (1)
hat die NATO-Unterstützung der EU-Operation 'Concordia', zu der
die NATO ihren ersten Erfahrungsprozess eingebracht hat, erfolgreich
die Effektivität der Berlin-Plus-Vereinbarungen unter Beweis gestellt.
Dies bestätigt den Wert der engen NATO-EU-Zusammenarbeit generell.
Im vereinbarten Rahmen der strategischen Partnerschaft zwischen der
NATO und der EU werden wir auf die Weiterentwicklung unserer Zusammenarbeit
hinarbeiten, wo dies erforderlich ist. Partnerstaaten der NATO spielen
eine entscheidende Rolle bei den NATO-geführten Operationen; aber
das ist nur ein Beispiel für die Wichtigkeit unserer Partnerschaften
für die euro-atlantische Sicherheit.
- Die Operation 'Active Endeavour' leistet weiter einen bedeutenden
und effektiven Beitrag im Kampf gegen den Terrorismus im Mittelmeerraum.
Bisher wurden im Rahmen dieser Mission über 36.000 Schiffe angepreit
und nahezu 350 Handelsschiffe aus Bündnisstaaten wurden sicher
durch die Straße von Gibraltar eskortiert.
- Das Bündnis unterstützt Polen weiterhin in der Führung
über einer multinationalen Division im Irak. Der Nordatlantikrat
wird den NATO-Beitrag zu den Stabilisierungsbemühungen im Irak
regelmäßig überprüfen.
- Mit Blick auf den Gipfel in Istanbul haben wir folgende Weisung erteilt:
- Die NATO-Reaktionskräfte sind weiterzuentwickeln, mit dem
Ziel, die erste Stufe ihrer Einsatzbereitschaft so schnell wie möglich,
spätestens aber bis Oktober 2004, und die volle Einsatzbereitschaft
bis spätestens Oktober 2006 herzustellen; um die effektive
Nutzung dieser Fähigkeit zu ermöglichen, sind Maßnahmen
weiterzuführen, durch die die Fähigkeit unserer Allianz
auf der Grundlage gründlicher Vorbereitungen gesteigert werden
kann, Operationen zügig vorzubereiten und durchzuführen,
wenn das Bündnis sich zum Handeln entscheidet.
- Die Arbeit zum multinationalen chemischen, biologischen, radiologischen
und atomaren NATO-Abwehrbataillon ist fortzusetzen, um ab Juli 2004
die volle Einsatzbereitschaft herzustellen, parallel zur Aufstellung
der NATO-Reaktionskräfte.
- Die Umsetzung der neuen Kommandostruktur ist nach dem vereinbarten
Implementierungsplan fortzusetzen, mit dem Ergebnis einer effektiveren
und effizienteren Struktur. Wir erwarten durch die neue Kommandostruktur
bedeutende Reduzierungen in der personellen Ausstattung im Frieden.
- Die Arbeit zur Umsetzung sowohl der nationalen als auch multinationalen
Aspekte der Prager Fähigkeitsverpflichtung ist mit Dringlichkeit
fortzusetzen, mit besonderem Schwerpunkt auf Verlege- und Durchhaltefähigkeit
sowie Behebung der Defizite in der Kampfunterstützung und Logistik.
- Die Arbeit zur Verbesserung der Verlege- und Verwendungsfähigkeit
der Streitkräfte unserer Bündnisstaaten, einschließlich
der Erarbeitung leistungsorientierten Vorgaben für beide dieser
Ziele und die Arbeit zum Kräftegenerierungsprozess sind mit
besonderem Vorrang fortzuführen.
- Berichte über diese und andere relevante Aspekte der Anstrengungen
zur Transformation der militärischen Fähigkeiten der NATO
ist den Staats- und Regierungschefs in Istanbul vorzulegen.
- Die Arbeit zum Schutz dislozierter NATO-Kräfte gegen taktische
ballistische Flugkörper sowie die Arbeit zur Prüfung von
Optionen für den Schutz der Länder, Streitkräfte
und Bevölkerungszentren des Bündnisses gegen das volle
Bedrohungsspektrum durch Flugkörper ist durch politische und
verteidigungsrelevante Anstrengungen im geeigneten Mischverhältnis,
im Zusammenwirken mit der Abschreckung, leistungsorientiert und
tatkräftig fortzusetzen.
- Die Arbeit zur Stärkung der Partnerschaft für den Frieden
ist fortzuführen, um die Verteidigungsreform, die Transformation
und die Entwicklung der Fähigkeiten zu fördern, die erforderlich
sind, um die Interoperabilität der Streitkräfte von Partnern
mit denen der NATO über das gesamte Spektrum der Aufgaben zu
verbessern, die Partner und Mitglieder des Bündnisses evtl.
gemeinsam durchführen werden.
- Die auf dem Prager Gipfel vereinbarte Überprüfung der
NATO-Agenturen soll so rechtzeitig fertiggestellt werden, dass den
Ministern im Dezember 2004 ein Abschlussbericht vorgelegt werden
kann.
- Wir möchten Lord Robertson of Port Ellen herzlich für seine
Führungsrolle bei der Lenkung der NATO-Transformation danken. Wir
sind überzeugt, dass der neue Generalsekretär, Jaap de Hoop
Scheffer, aufbauend auf dem einzigartigen Erfolg unseres Bündnisses,
die Transformation der NATO weiterführen wird; wir sagen ihm unsere
uneingeschränkte Unterstützung zu.

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