Kommuniqué
M-DPC/NPG-
2(99)157
Brssel,
2. Dez. 1999
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Vorlufige nichtamtliche bersetzung
Kommuniqu
der Ministertagung des Verteidigungsplanungsausschusses und der Nuklearen
Planungsgruppe
- Der Verteidigungsplanungsausschuss und die Nukleare Planungsgruppe
der Nordatlantikpakt-Organisation traten am 2. Dezember 1999 auf Ministerebene
in Brüssel zusammen.
- Wir bekräftigten die unveränderte Bedeutung der transatlantischen
Bindung. Die Ereignisse dieses Jahres haben die grundlegende Bedeutung
der kollektiven Verteidigungsplanung als den Rahmen herausgestellt,
innerhalb dessen die Forderungen der Mitgliedstaaten und des Bündnisses
abgestimmt werden. Unsere fortgesetzte Präsenz in Bosnien und Herzegowina
und die Operationen des Bündnisses zur Beendigung der Unterdrückung
im Kosovo und Wiederherstellung der Stabilität dort hätten
ohne unsere integrierte militärische Struktur und die bewährten
Mechanismen der kollektiven Planung nicht durchgeführt werden können.
Mit Hilfe der Erfahrungen, die in den Operationen im Kosovo gewonnen
wurden, und der Initiative zur Verteidigungsfähigkeit (DCI), die
unsere Staats- und Regierungschefs auf dem Washingtoner Gipfeltreffen
auf den Weg brachten, werden wir sicherstellen, dass die Forderungen
zur Durchführung des gesamten Spektrums der Bündnisaufgaben
auch weiterhin durch die kollektive Verteidigungsplanung berücksichtigt
werden.
- Wir haben die nationalen Verteidigungspläne der Bündnispartner
für den Zeitraum 2000-2004 und darüber hinaus erörtert
und einen fünfjährigen Streitkräfteplan angenommen, der
die Erfordernisse des künftigen Sicherheitsumfelds berücksichtigt.
Im Mittelpunkt dieser Erörterungen stand insbesondere die Frage,
in welchem Umfang die Bündnispartner die im DCI-Rahmen aufgestellten
Forderungen stärker erfüllen müssen. Ferner war die Planung
der Verteidigungsausgaben Gegenstand unserer Erörterungen. Alle
Bündnispartner rechnen mit dem weiteren Ansteigen des Bruttosozialprodukts,
doch nach gegenwärtigen Plänen wird eine Erhöhung der
Verteidigungsausgaben nur von wenigen in Aussicht genommen. Wir werden
diesen Aspekt weiterhin verfolgen. Wir sind nach wie vor entschlossen,
die erforderlichen Mittel aufzubringen, die die personelle Ausstattung,
Ausrüstung, Ausbildung und Durchhaltefähigkeit unserer Kräfte
im Hinblick auf das gesamte Spektrum ihrer Bündnisrollen und -aufgaben
sichern, auch durch den effektiveren Einsatz verfügbarer Mittel.
Wir sind uns ebenfalls der Bedeutung gemeinsamer Anstrengungen und einer
multinationalen bzw. gemeinsamen oder im NATO-Rahmen durchgeführten
Finanzierung bewusst, die zum verstärkten Zusammenhalt des Bündnisses
beitragen und Solidarität zum Ausdruck bringen.
- Wir haben ebenfalls den Stand der Arbeiten zur Kenntnis genommen,
die sicherstellen sollen, dass die Initiative zur Verteidigungsfähigkeit
in den durch die NATO-Militärbehörden entwickelten Planungszielen,
die wir im Frühjahr als NATO-Streitkräfteziele billigen werden,
in vollem Umfang berücksichtigt wird. Es ist wichtig, dass die
Verteidigungsprogramme der Bündnispartner mit Hilfe unserer Streitkräfteplanungsmechnismen
vollständig im Einklang mit den Arbeiten zu DCI entwickelt werden
und die gemeinsame Verantwortung der Bündnispartner zum Ausdruck
bringen. Wir sehen der Erörterung der geplanten Streitkräfteziele
auf unserem nächsten Treffen mit Erwartung entgegen.
- In Übereinstimmung mit den Washingtoner Gipfelbeschlüssen
wurde ein erster Meinungsaustausch innerhalb des Bündnisses zur
weiteren Anpassung des NATO-Verteidigungsplanungssystems vorgenommen,
um die Verfügbarkeit von Kräften für EU-geführte
Operationen umfassender einzubringen. Wir halten es für ausserordentlich
wichtig, dass die Kohäsion und Integrität des Verteidigungsplanungsverfahrens
der Allianz zur Durchführung ihres gesamten Aufgabenspektrums sichergestellt
werden.
- Auf diesem ersten Treffen im Rahmen der Nuklearen Planungsgruppe seit
dem Washingtoner Gipfel bekräftigten wir die im neuen Strategischen
Konzept festgelegten Grundsätze für die nuklearen Streitkräfte
der Bündnispartner. Der grundlegende Zweck dieser Streitkräfte
ist weiterhin politischer Art: Wahrung des Friedens und Verhinderung
von Zwang und jeder Art von Krieg. Sie spielen eine wesentliche Rolle,
indem sie dafür sorgen, dass ein Angreifer im Ungewissen darüber
bleibt, wie die Bündnispartner auf einen militärischen Angriff
reagieren würden, und indem sie ein wesentliches politisches und
militärisches Bindeglied zwischen den europäischen und den
nordamerikanischen Mitgliedstaaten des Bündnisses darstellen. Die
Allianz wird daher angemessene nukleare Streitkräfte in Europa
auf dem Mindestniveau beibehalten, das zur Wahrung von Frieden und Stabilität
ausreicht. Angesichts der gegenwärtigen Sicherheitslage erklärten
wir, dass die Umstände, unter denen ein Einsatz von Nuklearwaffen
durch die Bündnispartner in Betracht zu ziehen wäre, in äusserste
Ferne gerückt sind.
- Wir betonten, dass das Bündnis seit 1991, vor dem Hintergrund
des verbesserten Sicherheitsumfelds und in Übereinstimmung mit
dem erklärten Grundsatz der Allianz, die Streitkräfte auf
dem ausreichenden Mindestniveau zu halten, seine substrategischen nuklearen
Kräfte nach Typ und Zahl um mehr als 85% verringert hat. Diese
Reduzierungen umfassten die vollständige Beseitigung aller nuklearen
Artillerie und bodengestützten Flugkörper. Darüber hinaus
hat das Bündnis die Kriterien für den Bereitschaftsgrad von
Streitkräften mit nuklearen Aufgaben wesentlich gelockert.
- Wir erklärten, dass Rüstungskontrolle, Abrüstung und
Nichtverbreitung - und die Stabilität, Transparenz, Berechenbarkeit,
ein niedrigeres Rüstungsniveau sowie Verifikation, die damit erreicht
werden können - auch weiterhin eine wichtige Rolle bei der Verwirklichung
der sicherheitspolitischen Ziele der Allianz spielen werden. Die Arbeiten
des Bündnisses in diesen Bereichen werden als ein Beitrag zu den
Aufgaben, die der Gipfel von Washington gestellt hat, fortgesetzt. Wir
erörterten die wachsenden Gefahren, die von Proliferantenstaaten
ausgehen. Wir bekräftigten erneut die Überzeugung, dass die
Bündnisstreitkräfte vom Einsatz von Massenvernichtungswaffen
abschrecken; damit leisten sie einen Beitrag leisten zum Ziel der Allianz,
die Weiterverbreitung dieser Waffen und ihrer Trägersysteme zu
verhindern. Alle Bündnispartner unterstützen die massgeblichen
Verträge in bezug auf Abrüstung und Nichtverbreitung von Massenvernichtungswaffen
und treten für die uneingeschränkte Umsetzung dieser Verträge
ein. Im Hinblick auf die im Frühjahr 2000 stattfindende NVV-Überprüfungskonferenz
bekräftigten wir, dass wir den Vertrag voll und ganz unterstützen
und uns weiterhin für Bestrebungen zur Reduzierung von Nuklearwaffen
einsetzen; wir appellierten an alle Länder, die dies noch nicht
getan haben, dem NVV beizutreten und den Vertrag uneingeschränkt
umzusetzen. Wir appellieren weiterhin an die Russische Föderation,
den START II-Vertrag zu ratifizieren, damit die vertraglichen Vereinbarungen
zum allgemeinen Nutzen umgesetzt und Verhandlungen über START III
aufgenommen werden können. Wir unterstützen weiterhin die
Ratifizierung, das baldige Inkrafttreten und die uneingeschränkte
Umsetzung des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen
(CTBT).
- Wir treten fest für unsere Partnerschaft mit Russland im Rahmen
der NATO-Russland-Grundakte ein und sind bereit, den wechselseitigen
Austausch mit Russland über Fragen betreffend Nuklearwaffen wiederaufzunehmen;
wir haben deshalb mögliche nächste Schritte im Rahmen dieser
Konsultationen erörtert. In diesem Zusammenhang stellen wir mit
Besorgnis fest, dass Russland bestrebt zu sein scheint, sich stärker
auf Nuklearstreitkräfte zur Gewährleistung seiner Sicherheit
abzustützen. Wir appellieren erneut an Russland, das Arsenal seiner
taktischen Nuklearwaffen im Hinblick auf substantielle Reduzierungen
weiter zu überprüfen. Wir sehen weiteren Konsultationen über
diese Fragen erwartungsvoll entgegen. Wir begrüssten Pläne
der Vereinigten Staaten, in Zusammenarbeit mit Russland ein gemeinsames
"Jahr 2000-Zentrum für strategische Stabilität"
zeitlich befristet einzurichten, das mögliche Fehler in den Datenverarbeitungssystemen
der Raketenabwehrsysteme beider Staaten bearbeiten soll. Dies ist ein
wichtiger gemeinsamer Schritt, um Schutz und Sicherheit im nuklearen
Bereich insgesamt herzustellen.
- Wir freuen uns, dass die Nuklearstreitkräfte der Allianz, Führungssysteme
und Infrastruktur zur Unterstützung der nuklearen Rolle des Bündnisses
gründlich überprüft wurden und die Jahr 2000-Verträglichkeit
in vollem Umfang sichergestellt ist.
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